ALL-Tagebuch

Auch heute ist mein medizinisches Programm schon durch. Morgen dann auch die letzte Bestrahlung. Die Ärzte sind sehr zuversichtlich, dass es mit Weihnachten zuhause klappt. Gegen 11 war Gerhard Hippeli von der Kolpingsfamilie Bad Neustadt zu Besuch. War eine sehr vielschichtige, interessante Unterhaltung.
Er hat mich gefragt, was er denn in "Kolpingskreisen" von meiner Erkrankung weitergeben darf.
Ich habe die letzten 4 Wochen viel darüber nachgedacht.
Es ist schon verwunderlich, wie auch noch heute das Krankheitsbild "Krebs" für viele so etwas wie einen "Makel" darstellt und wie total unterschiedlich der Umgang damit ist.
Schmerzhaft die Erinnerung, wie mein eigener Vater damit umgegangen ist. Nie darüber gesprochen hat, sich selbst isoliert hat und daran wohl auch innerlich zerbrochen ist. Meine eigene Erkrankung hat mir hier vielleicht den Blick geweitet. Das macht die Vergangenheit nicht besser, soll nichts beschwichtigen oder gar verklären, aber hilft mir endlich Frieden mit diesem Mann zu machen, von dessen Seelenleben ich so gar nichts weis.

Hallo Achim,

es ist doch erstaunlich, dass sich durch eine Krankheit so viele neue Sachen ergeben. Dein momentanes Schicksal hilft dir "Frieden" zu machen. Es hat alles einen Sinn - egal ob wir ihn verstehen, trifft schon für die meisten Dinge zu. Es ist schon erstaunlich, wie unterschiedlich die Menschen mit dem Thema Krankheit und Krebs überhaupt umgehen. So muss man schon die verschiedenen Arten des Umgangs respektieren und akzeptieren, doch find ich es sehr traurig, wenn innerhalb einer Familie nicht offen mit dem Thema umgegangen werden kann. Aber auch das soll wohl so sein.

Nachdenkliche Bettina-Grüße